Furo -
ein Pferd für den Schlachter!

Furo mit deutlich sichtbaren Stehproblemen

Stellvertretend für viele hufkranke Pferde möchte ich Ihnen den Fall Furo kurz vorstellen.
Zu dem Zeitpunkt als das nebenstehende Foto gemacht wurde, war dieses Pferd schon auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Doch der Reihe nach . . . . .

Furo wurde von einer jungen Frau "freigekauft", nachdem sein Schicksal bereits besiegelt schien. Er sollte zum Schlachter, nachdem alle herkömmlichen Therapie- und Beschlagsversuche erfolglos blieben. Mit der Diagnose Podochtrochlose (chronische Entzündung des Hufrollenkomplexes) hatte man die "Alibi-Erkrankung" gefunden, um den Gang zum Metzger zu rechtfertigen.

Huf vorne links nach der Eisenabnahme

Das nebenstehende Bild, das kurz nach der Eisenabnahme entstand, zeigt die ganze Problematik dieses Pferdes am Huf. Die folgenden Hufbearbeitungen erlaubten immer nur kleine Korrekturen: Auf der einen Seite sollten die innenliegenden Strukturen nicht zu sehr strapaziert werden. Auf der anderen Seite musste ein ausreichender Impuls am Huf geschaffen werden, damit sich dieser langsam aus seiner pathologischen Situation herausentwickelt.


sohlenseitig nach der Eisenabnahme

Die Kombination eines schwachen Strahls mit nahezu keiner Sohlenwölbung, verweist auf die Degeneration des Strahlkissens, das zu tief in der Hufkapsel positionierte Hufbein und einer zu dünnen Sohle. Es gehört wohl zu den schwierigsten Dingen auf derart malträtierten Hufen zu laufen. Und doch ist Bewegung, das "Zauberwort" zur Hufentwicklung und gerade in der Umstellungsphase mitentscheidend. Hufschuhe mit weichen Einlagen verschafften Furo dabei den nötigen Komfort.


Hufbeinsenkung und Hufbeinrotation

Die Röntgenaufnahme ermöglicht einen Blick in das Hufinnere und bestätigt was von außen ohnehin ersichtlich war: Die rot eingezeichnete Linie markiert die Oberkante des Kronrandes. Bei einem gesunden Huf liegt die Hufbeinoberkante (Processus extensorius) in etwa auf dieser Höhe. Die grüne Linie markiert die aktuelle Hufbeinsenkung. Das gelbe Rechteck verweist auf die Hufbeinspitze und der fehlenden Sohlendicke in diesem Bereich. Des Weiteren erwähnenswert ist, dass der Huf durch den Beschlag "nach vorne" (Hyperextension im Hufgelenk) weggezogen wurde, was eine Verschiebung der Rotationsachse bedeutet und zu einer Fehlbelastung des Hufes und speziell zu einer Überlastung im Strahlbeinbereich führt.


Von nun an "ertastete" sich Furo vorsichtig seinen Weg zurück in die Normalität. Dieses, sicherlich auch schmerzhafte, wieder "Laufenlernen" war jedoch der "Stallgemeinschaft" ein Dorn im Auge. Die Besitzerin wurde als "Tierquälerin" verleumdet und der Tierschutzverein nebst Amtstierarzt wurden vorstellig. Furo, der in dieser Phase sehr schwer zu Fuß war, präsentierte sich bei den Besuchen der amtlichen Personen jedoch immer von seiner "besten Seite", sodass es letztendlich keinen Grund gab einzugreifen. Solches Verhalten der Miteinsteller ist leider allzu typisch für unsere "pseudotierfreundliche" Gesellschaft. Als "Tierbesitzer" wird man bemitleidet, wenn man aufgrund einer falschen Diagnose und Behandlung sein Tier verliert. Versucht man sich der systemisch üblichen Unterdrückung von Symptomen entgegenzustellen und seinem Tier die Möglichkeit zur Gesundung zu geben, wird man, wie in diesem Fall, als Tierquäler denunziert und ausgegrenzt. Man kann sich oftmals des Eindrucks nicht erwehren: "Es könne nicht sein, was nicht sein darf."

Auf den beiden unteren Bildern sehen sie die Entwicklung des linken Vorderhufes im Zeitraum von nur 9 (!) Monaten. Zum Zeitpunkt, als die Besitzerin mit Furo wegzog wurde er regelmäßig barhufig geritten, auch im Gelände.

nach der Eisenabnahme
nach 9 Monaten

Mit der richtigen Barhufkorrektur können scheinbar hoffnungslose Fälle unter Umständen wieder zur "Nutzbarkeit" zurückkehren und all die "normalen" Hufprobleme lassen sich in angemessener Zeit auflösen. Aber bedenken sie, auch die "beste" Barhufbearbeitung kann nicht alle Versäumnisse (z.B. aus Aufzucht, Haltung und falsche Hufbearbeitung) der Vergangenheit (deformierte Hufbeine, Gelenkschiefstellungen usw.) beseitigen. Oftmals muß man sich einfach damit zufrieden geben, eine krankhafte Hufsituation zu stabilisieren und einer weiteren Verschlechterung entgegenzuwirken.