Den Huf lesen!
(A. Fritsch)

kräftig entwickelter Barhuf

Jeder Huf spiegelt das individuelle Bewegungsmuster des Pferdes wieder. Er ist wie eine Blaupause der Vergangenheit. Rückliegende Fehler der Aufzucht, der Haltung, der Fütterung, der Hufbearbeitung selbst der Reitweise sind am Barhuf zu erkennen. Deshalb ist es elementar das Pferd bei der Hufbearbeitung in seiner Ganzheit zu betrachten. Nur so können eventuell bestehende anderweitige Probleme des Pferdes erkannt werden, die sich zwar vom Hufzustand ableiten lassen, aber ursächlich nichts mit den Hufen zu tun haben.
Oftmals sind dann, parallel zur Hufkorrektur, weitere therapeutische Maßnahmen erforderlich um die Hufsituation positiv zu beeiflußen.
Dies ist mein erster Ansatz, um am Huf tätig zu werden. Meine Arbeit selbst orientiert sich am Wildpferdehuf. Wohlwissend, dass sich deren Hufe oftmals gravierend voneinander unterscheiden. Auch bei diesen Tieren spielt das Terrain, auf dem sie leben und die Bewegunsmenge die entscheidende Rolle. Wildpferde, die sich überwiegend auf weichem, nachgebendem Gelände aufhalten werden andere Hufe entwickeln, als Pferde, welche die meiste Zeit des Tages auf hartem, abriebintensivem Boden umherwandern.

Es gilt, die allgemeingültigen Hufparameter, die sich nunmal am Wildpferdehuf am konkretesten zeigen, im Auge zu behalten und nicht dem Wildpferdehuf nachzueifern.

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Studien über Zusammenhänge zwischen Lahmheiten und Hufimbalancen zeigen, dass 95% aller Pferde unter Hufimbalancen leiden (Buch: Hufimbalancen, Cadmos Verlag). In der Wildnis nutzen die frei lebenden Pferde ihre Hufe so ab, dass sich für den jeweiligen Körperbau und die damit verbundene Gliedmaßenbelastung die optimalste Hufstellung ergibt.
Durch die Domestizierung wird die Bewegungsfreiheit des Pferdes sehr stark eingeschränkt und oftmals sind die Hufe auch noch mit Eisen versehen, sodass die Pferde keine natürliche Hufbalance ausbilden können. Sind die Hufe nicht korrekt gestellt und im Gleichgewicht, werden abnorme Kräfte durch die Gliedmaßen nach oben geleitet und verursachen Schäden in verschiedenen Partien des Pferdekörpers (Williams und Deacon 1999).

Darum sollen die Hufe so bearbeitet werden, dass jedes Pferd sein einmal erworbenes Bewegungsmuster beibehalten kann. Dadurch werden degenerative Gelenkerkrankungen, Chipfrakturen, Sesambeinbrüche oder Entzündungen vermieden, bei gleichzeitig korrigierendem Eingriff, um eine weitere Verschlechterung der Hufsituation zu vermeiden. Eine Entwicklung zum gesünderen Huf wird eingeleitet und gefördert.

Jede Theorie muß sich in der Praxis bewähren!

Hufimbalance verursacht durch ein Gliedmaßenproblem

All die Theorien, die entwickelt wurden um den Huf und die Stellung im Stand zu beurteilen, sind ein Hilfsmittel, um dem Schmied ein Ausrichten des Hufes im Stand zu ermöglichen. Hierbei wird versucht, das "dynamische Hufmodell" mit einer starren Formensprache zu erklären.
Bis dato wird unter "Hufexperten" (Schmieden und Tierärzten) die Hufzubereitung einerseits nach den Kriterien der Fußungstheorie und andererseits nach denen der Fesselstandstheorie durchgeführt.

Da die beiden Methoden eventuell gegensätzliche Maßnahmen erforderlich machen können, ist es oft umstritten, wie bei der Hufkorrektur vorgegangen werden soll (PEHAM et al. 2000).
Bei diesem Beispielhuf (siehe Bild) wird deutlich, was es heißt, Theorien zu befolgen. Um diesen Huf medio-lateral (von innen nach außen) "gerade" zu stellen, wurde auf der Außenseite das Eisen erheblich unterlegt. Der Versuch, diesen Huf zwanghaft "auszubalancieren" wird sich aber verheerend auf die Gelenke der gesamten Gliedmaßen und den Bewegungsablauf auswirken.